Mühlhausen stellt sich vor
Gemeindeinfo / Geschichte
Ursprung und Geschichte der Gemeinde Mühlhausen
Ursprung der Gemeinde Mühlhausen
Der Ortsname Mühlhausen deutet auf eine fränkische Siedlung des 6. - 7. Jahrhunderts, welche auf keltische Ursprünge zurückgeht, hin. So dürfte der Flussname "Sulz" vom keltischen "Solanza" abgeleitet sein. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 900 nach Chr. zurück. In einer Urkunde vom 26. Juli 900 nach Chr. wurden vom Bischof Tuto aus Regensburg Besitzungen zu "Mulihusun" gegen solche zu Thalmässig getauscht. Zeugnisse früher menschlicher Besiedlung auf dem Sulzbürg reichen sogar bis in das 5. Jahrtausend zurück.
Wolfstein'sche Herrschaft
Im Jahr 1362 erhielten die Wolfsteiner Grafen das Dorf Mühlhausen vom Kaiser Karl IV als Lehen, somit gehörte der Ort zur Wolfsteinschen Herrschaft Sulzbürg-Pyrbaum. Dieses Grafengeschlecht prägte die Geschichte des Landkreises Neumarkt wesentlich, was auch aus der Tatsache zu ersehen ist, dass im Landkreiswappen neben dem Pfälzer Löwen auch die Wolfsteiner Löwen enthalten sind. Zum Besitz der Wolfsteiner gehörten die umliegenden Ortschaften, die ein geschlossenes Territorium bildeten. Dazu zählte man die Dörfer Rocksdorf, Wettenhofen, Kruppach, Sulzkirchen, Oberndorf, Ohausen, Kerkhofen, Körnersdorf, Bachhausen, Mühlhausen, Ellmannsdorf, Hofen und Sulzbürg selbst. Hinzu kamen noch verschiedene Einzelgüter und Teilortschaften, die bis in den Raum Deining und Beilngries hineinreichten.
Kaiser Karl V. verlieh 1522 den Wolfsteinern den Titel der Reichsfreiherren und Kaiser Leopold I. 1673 den der Reichsgrafen. Nachdem 1728 der 12jährige Graf Friedrich Wilhelm August von Wolfstein als letzter Spross des Geschlechtes verstarb, gingen die Wolfsteiner Besitzungen nach dem Tod des Grafen Christian Albrecht 1740, gemäß dem Lehensvertrag, als "erledigtes Reichslehen" an Kurbayern über.
Leider wurde das gewaltige Schloss Obersulzbürg, das weithin die Landschaft beherrschte, Anfang des 19. Jahrhunderts zum Abbruch freigegeben. Heute erinnern nur noch die mächtigen Grundmauern und der tiefe Burggraben an das ehemals bedeutende Schloss der Wolfsteiner.
Die Wolfsteiner Herren waren stets sehr tolerant, und so siedelten sich neben österreichischen Exulanten auch einzelne hugenottische und sehr viele jüdische Familien im Landl an. Heute zeugen noch einige interessante Bauwerke von dieser Vergangenheit. So zählt der jüdische Friedhof in Sulzbürg, der besonders liebevoll gepflegt wird, zu den schönsten jüdischen Friedhöfen in Bayern.
Das "Landl"
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Mühlhausen schwer geplündert. Nach dem Ende des furchtbaren Krieges 1648 erfuhr die stark zurückgegangene Bevölkerung durch den Zuzug von protestantischen Exulanten aus Österreich eine erhebliche Auffrischung. Mühlhausen gehörte nun zum "Landl". Der Name "Landl" ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass die protestantischen Auswanderer aus dem Oberösterreichischen ihren Heimatnamen "Landl ob der Enns" mit in die neue Heimat gebracht haben. Der zentrale Bezugspunkt im sog. "Landl" war jedoch nicht Mühlhausen, sondern Sulzbürg.
Trotz der Verwaltung durch Pfleger des katholischen Kurfürsten Karl Albrecht und der Ansiedlung von Katholiken blieb das "Landl" konfessionell jedoch geschlossen ein evangelisches Gebiet. Es wird deshalb heute als die Urzelle des evangelischen Dekanats in Bayern bezeichnet. Die Bewohner des "Landls" widersetzten sich allen Versuchen, sie zu rekatholisieren. Nach Berichten aus der damaligen Zeit sollen die Landlbewohner, nachdem die Wittelsbacher die Schloßkirche geschlossen hatten, ein Jahr lang vor der Kirche ihre Gottesdienste abgehalten haben, um die Wittelsbacher zu zwingen, die evangelische Schlosskirche wieder für protestantische Gottesdienste zu öffnen.
Der "Wappersdorfer Gemeindebrief"
Etwas andere geschichtliche Wurzeln besitzen die Ortschaften der Gemeinde Mühlhausen, die bis 1974 die selbständige Gemeinde Wappersdorf bildeten. Erstmals wird der Name eines Herren von Wappersdorf im Jahre 1242 erwähnt. Ein "Rudolf von Wepretsdorf" unterschrieb damals zusammen mit weiteren Herren der Umgebung, die Stiftungsurkunde für das Kloster Seligenporten als Zeuge. Stifter dieses Klosters waren Gottfried von Sulzbürg und seine Frau Adelheid.
Im Übrigen besaßen die Sulzbürger und später auch die Wolfsteiner in Wappersdorf sehr lange Zeit eine Reihe von Höfen und sog. Mannschaften; zur Zeit des Aussterbens der Herren von Wolfstein waren es neun. Über der Ortschaft Wappersdorf befand sich eine kleine Veste, die im Besitz der Herren von Wepretsdorf (Wappersdorf) war. Der Maler-Pfarrer Christian Simon Kaeppel von Sulzbürg hat um 1830 von den Resten dieser Anlage eine Zeichnung angefertigt. Er nannte das skizzenhafte Bild "Schweppermannswiege". Es ist jedoch geschichtlich nicht verbürgt und dürfte wohl auch ein Irrtum sein, dass Wappersdorf auch ein Sitz der Schweppermänner war.
Ein beachtliches Gebäude stellt in Wappersdorf das frühere Schloss der Herren von Kressenstein dar, heute die ehemalige Gastwirtschaft Zapf. In diesem Schloss wohnten einst die Herren von Hofen, die Reichharter, und um 1630 Wilhelm von Ehrenreiter, lange Zeit dann die Herren von Kressenstein, deren Grabplatten in der frühgotischen Kirche von Wappersdorf besichtigt werden können.
Weit bekannt, ja berühmt geworden, ist der sog. "Wappersdorfer Gemeindebrief", der am 13. Juli 614 erlassen wurde. Er bestimmte alle Rechte und Pflichten, die ein landwirtschaftlich tätiger Bewohner von Wappersdorf damals in Zusammenhang mit den Viehhütern, der "Raubwayd", dem Grasen am Feldrain, dem Ackern, der Feuerbekämpfung usw. hatte. Dieser Brief erhielt mit der Zeit für viele Dörfer in Bayern Gültigkeit.
Vom Ludwigskanal zum 1100-Jährigen
1846 brachte der Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals, genannt Ludwigs-Kanal, für Mühlhausen und das Landl eine wirtschaftliche Belebung. Die rasante Entwicklung der Eisenbahn ließ die Bedeutung des Ludwigs-Kanals als Verkehrsweg jedoch immer stärker zurücktreten. Heute ist er ein bedeutendes Natur- und Technikdenkmal. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Mühlhausen Eisenbahnstation auf der Strecke Neumarkt - Beilngries. Leider stellte die Deutsche Bahn die Strecke in den 1980er Jahren ein.
Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich sehr viele Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Sudeten- und Egerland, aus Schlesien und anderen früheren deutschen Siedlungsgebieten in Mühlhausen an und sorgten bis 1950 für eine Bevölkerungsanstieg von 37 %. Durch die bayerische Gebietsreform in den 70er Jahren wurden die ehemals selbstständigen Gemeinden Bachhausen, Kruppach und Wappersdorf sowie der ehemalige Markt Sulzbürg nach Mühlhausen eingegliedert. Nach Abschluss der Gebietsreform hatte die Großgemeinde nunmehr 3.450 Einwohner.
Die Fertigstellung des 1992 feierlich eingeweihten Main-Donau-Kanal brachte der Region erneut einen wirtschaftlichen Aufschwung. Weiter stieg die Einwohnerzahl durch die Fertigstellung des Baugebietes "Fischer-Siedlung-Süd" in den 90er Jahren. Im Jahr 2000 konnte mit einem großem Bürgerfest das 1100-jährige Jubiläum von Mühlhausen gefeiert werden.
Geschichte des Gemeindewappens
Am 01.04.1540 verlieh Kaiser Karl V. dem Ort Sulzbürg die Marktgerechtigkeit und am 06.06.1544 das Wappen. Es stellte einen grünen Dreiberg auf rotem Grund dar (Sulzbürg liegt auf den drei sogenannten "Zeugenbergen"), darüber in einer silbernen Schüssel, Fische in Sülze. Das Wappen ging zusammen mit dem Titel Markt durch die Gebietsreform in den siebziger Jahren unter. Das neue Wappen wurde der Gemeinde 1977 verliehen.
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heutiges Wappen der Gemeinde Mühlhausen |
Wappenbeschreibung:
"Geteilt von Rot und Gold; oben eine silberne Schüssel mit zwei darauf liegenden, in Stücken geschnittenen blauen Fischen, unten ein unterhalbes rotes Mühlrad":
Der obere Teil des Wappens ist Teil des ehemaligen Sulzbürger Marktwappens und sollte seinerzeit den Namensteil des Ortes Sulzbürg symbolisieren. Die mittelalterlichen Wappen waren sog. "sprechende Wappen". Der Ortsnamensteil Sulz- wurde durch die Fischsülze versprechlicht. Diese Speise war im Mittelalter im "Landl" sehr verbreitet. Die Wolfsteiner unterhielten ausgedehnte Teiche zur Fischwirtschaft. Flurnamen wie "Im alten Weiher" zeugen davon. Der untere Teil des Wappens symbolisiert den Ortsnamensteil Mühl- und weist auf die zahlreichen ehemaligen Mühlen im Gemeindebereich hin.
Gemeindechronik
1100 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung Mühlhausens erschien im Jahr 2000 die Chronik mit dem Titel "Von mulihusun nach Mühlhausen - 1100 Jahre Entwicklung". Der inhaltliche Bogen spannt sich sich von vorgeschichtlichen Funden bis zum Erscheinungsbild der Gemeinde Mühlhausen im Jahre 2000 a. D. Das 400 Seiten starke Werk wurde von den Autoren Anton Galler, Johann Sigl und Lothar Dengel verfasst und kann zu einem Preis von 26,00 € bei der Gemeindeverwaltung erworben werden.